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Veranstaltung 2001

7. Round-Table-Gespräch "Reifentechnik"

7. Round-Table-Gespräch "Reifentechnik"

Ein großer Kreis von Fachleuten aus der Reifenbranche traf sich zum „7. Round Table Reifentechnik“ am 26.04.2001 in Unterhaching, um Verbesserungen und Weiterentwicklungen aus der Reifentechnik zu diskutieren und Informationen auszutauschen.

Die Experten-Runde

TIP TOP Stahlgruber Automotive-Vertriebsleiter Peter Dahlheimer begrüßte Vertreter der Industrie, den Verbänden und Organisationen aus Deutschland und erstmals auch aus Österreich. Stahlgruber-Geschäftsführer Heinz-Reiner Reiff bat die Teilnehmer um weitere Anregungen für zukünftige Veranstaltungen.

Hans-Jürgen Drechsler, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk (BRV) informierte über die ab 16. März diesen Jahres gültigen Richtlinien für die Beurteilung von Reifenschäden und die Instandsetzung von Luftreifen, die auch das Nachschneiden von Reifen an Nutzfahrzeugen beinhalten. Dr.-Ing. Klaus Peter Glaeser vom Bundesamt für Straßenwesen befasste sich intensiv mit der Begrenzung des Abrollgeräusches von Luftreifen. Jetzt sei die Forderung aufgestellt worden, eine Richtlinie auch für runderneuerte Reifen zu erlassen.

Leiser Straßenverkehr

Das Verkehrsministerium habe sein Amt beauftragt, hierzu Gedanken zu entwickeln. Zwei Projekte seien daraufhin gestartet worden. Zum einen „Leiser Straßenverkehr“ als Unterprojekt zu „Leiser Verkehr“ (Laufzeit drei Jahre) und das internationale Projekt TYRON (geleitet von Pirelli). Hans-Jürgen Drechsler erwartet eine Entscheidung für runderneuerte Reifen bis zum Jahre 2008: »Wir unterstützen Forschungen und erwarten erträgliche Prüfverfahren für unsere Runderneuerer-Betriebe.«

Drechsler gab dann die Einschätzung des BRV über die Entwicklung des Reifenersatzgeschäftes in 2000 gegenüber 1999 bekannt. Danach werden 9,5% weniger Pkw-Reifen (neu) verkauft (Handel an Verbraucher). Bei den runderneuerten Reifen ging der Verkauf um 20,76 % zurück (davon 8,7% Sommer- und 22,6% Winterreifen).

„Runderneuerung geht zurück“

Im Verhältnis zu 1996 habe der Marktanteil der Runderneuerung am Reifenersatzgeschäft nach einer BRV/BBE-Studie (Stand 25.04.2001) in 2000 auf dem Pkw-Sektor permanent abgenommen und zwar von 10,4 % auf 5,4 Prozent (Winter 19,5/10,9 % und Sommer 4,6/1,2 %). Auch bei den Lkw-Reifen gab es Rückgänge (LLkw 14,7/4,5 %, Lkw 48,9/43,1 %, EM 50/30,1 %). Die Zahl der Runderneuerungsbetriebe im Inland sei von 139 auf 117 gesunken.

Insgesamt müsse festgestellt werden, dass die Schwierigkeiten der Runderneuerer deutlich im Pkw-Geschäft liegen. Drechsler: „In Deutschland als Volumenmarkt tummeln sich zu viele Billiganbieter.“ Außerdem gebe es ein Überangebot an neuen billigen Reifen. Und trotz aller Bemühungen sei das Image der runderneuerten Reifen weiterhin schlecht. „Aber“, so der stellvertretende BRV-Geschäftsführer, „was soll man dazu sagen, dass selbst der Händler dem Kunden empfiehlt, einen preiswerten Neureifen zu kaufen?“

Reifen dauerhaft reparieren

Ein interessantes Referat hielt Stahlgruber-Mitarbeiter Detlef Witt, der auf die Reifenreparatur zur Erhaltung der Karkassen für Runderneuerungen einging. Der Trend bei den Runderneuerern gehe zu Karkassen ohne Reparaturen, um sich die Zusatzarbeit einer Reparatur zu ersparen. Unter dem Strich betrachtet rechne sich eine Reparatur zum Erhalt der Karkasse aber doch.

Witt veranschaulichte überzeugend, dass Reifenschäden durch Material seiner Firma dauerhaft reparierbar seien, so beispielsweise bei Laufflächen- und Seitenwandschäden. So habe man die Trocknungszeit für den Zement der Runderneuerungsreparatur von bisher zehn bis 45 Minuten durch einen Problemlöser auf drei Minuten bei 18 Grad Celsius absenken können. Positive Erfahrungen hätten zudem gezeigt, dass Stahlcordpflaster gute Ergebnisse erzielten. Deshalb wird diese Palette von Stahlgruber erweitert. Witt: „Karkassenreparaturen lohnen sich auch in der Runderneuerung, weil günstigere Karkassen-Einkaufspreise den Aufwand für eine moderne Reparatur ausgleichen.“

Problem Reifen-Luftdruck

Dipl.-Ing. Franz Nowakowski (DEKRA, Automobil AG) befasst sich seit nunmehr 30 Jahren mit der Analyse von Reifenschäden und der Aufklärung von Verkehrsunfällen. Nach Untersuchungen sind konstant 25 bis 30 Prozent der Fahrzeuge mit zu niedrigem Luftdruck unterwegs. Das liegt nach den Feststellungen des Experten sowohl an mangelnder Kontrolle, an dem meist unbekannten Solldruck, der Ungenauigkeit der Füllgeräte, der Umgebungs- und der Reifentemperatur. Bei der Ursachenforschung von Reifenschäden habe sich ein erschreckendes Bild ergeben, denn 40 Prozent der Reifenplatzer seien auf zu geringem Luftdruck zurückzuführen. Deshalb könne unter anderem die Luftdruckkontrolle mit Temperaturkompensation ein Weg sein, für einen sichereren Fahrbetrieb zu sorgen.

Dr. Klaus Austmeyer (Horn GmbH) beschäftigt sich mit dem Problem und sucht nach Lösungen. In seiner Firma wurde ein temperaturkompensiertes Regelungsgerät entwickelt. Zusammen mit dem Aral-Konzern laufen Feldversuche, bevor das Gerät auf den Markt gebracht werden soll.

Sachverständige ausbilden

Neue Wege geht die Stahlgruber-Stiftung bei ihrem Fortbildungsprogramm für das KfZ- und Vulkaniseurhandwerk. So sollen geeignete Bewerber aus den Betrieben als Sachverständige für Fahrzeugbereifungen, Reifenschäden und das Vulkaniseurhandwerk ausgebildet werden. Martin Kiechl von der Stahlgruber-Stiftung gibt sich optimistisch: „Wir rechnen mit offenen Türen bei den Kammern, der Industrie und den Hochschulen. Zusammen mit dem TÜV, der Handwerkskammer München und Oberbayern haben wir ein Gesamtkonzept entwickelt.” Die Sachverständigen brauchen als Voraussetzung die Meisterprüfung als Vulkaniseur und eine dreijährige Berufserfahrung als Meister. In mehreren Phasen, die sich über zwei bis drei Jahre erstrecken, wird die Ausbildung absolviert. Franz Nowakowski von der DEKRA kritisierte: „Es wird wohl kein junger Mann mit der Gutachtertätigkeit eine Familie ernähren können. Die Tendenz geht dahin, weniger Gutachter einzusetzen. Das sollte man fairerweise den Aspiranten sagen.“

ECE-Richtlinie umsetzen

Hans-Jürgen Drechsler ging noch einmal auf die Historie der ECE-Regelungen 108/109 (Einheitliche Bedingungen für die Genehmigung der Herstellung runderneuerter Luftreifen für Personenkraftfahrzeuge und ihre Anhänger und Nutzfahrzeuge und ihre Anhänger) ein. Nachdem das Bundesverkehrsministerium im August 1999 das Kraftfahrtbundesamt (KBA) ermächtigt hat, auf freiwilliger Basis die ECE-Genehmigung nach 108/109 zu erteilen, hat das KBA zum Stand Januar 2001 sieben Genehmigungen und zwei Nachträge nach ECE-R 108 sowie 31 Genehmigungen und ein Nachtrag zur ECE-R 109 ausgesprochen. Da die Umsetzung in eine entsprechende EU-Richtlinie durch das Europäische Parlament nach wie vor offen ist, planen einige Mitgliedsstaaten die Aufnahme ins Gesetz (Deutschland vermutlich zum 1. 1.2003).

Zerstörungsfreie Prüfungen

Stefan Dengler (Firma SDS Systemtechnik, Calw-Stammheim) referierte zum aktuellen Stand der Technik der zerstörungsfreien Prüfung von Reifen/Karkassen. Er erklärte das klassische Verfahren zur subjektiven Beurteilung von Reifen/Karkassen (Sichtprüfung in der Runderneuerungs- und Neureifenindustrie und Druckprüfung in der Runderneuerungsindustrie) und das Verfahren zur quantitativen Beurteilung (Hochspannungsprüfung, Röntgenverfahren, Interferometrie).

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